Gründung der Schützengesellschaft Teising
Nach vorhandenen Aufzeichnungen bzw. mühevollen Nachforschungen unseres Vereinschronisten und Ehrenschützenmeisters Hans Auer kann festgestellt werden, dass im Oktober 1920 der Hauptlehrer Adolf Kränzle Teisinger Männer und Burschen ins Gasthaus Reiter geladen hat um einen Schützenverein zu gründen. Dem Verein wurde der Name „Schützengesellschaft Teising“ gegeben.
Die erste Vorstandschaft setzte sich folgendermaßen zusammen:
- Schützenmeister Adolf Kränzle, Hauptlehrer
- Schützenmeister: Josef Reiter, Gastwirt
Kassier: Anton Lackermeier, Landwirtssohn
Schriftführer: Ludwig Kirschbauer, Bäckermeister
Ausschußmitglieder:
- Matthias Jaitner, Schreinermeister
- Ludwig Brummer, Bauer
- Engelbert Lackermeier, Landwirtssohn
- Alois Kumpfmüller, Schmied
- Jakob Rammelsberger, Landwirt
- Andreas Brunnhuber, Schreiner
- Hans Roßmeier, Arbeiter
Schießlokal war der Gasthof Reiter, in dem vom Gastzimmer aus auf 2 Ständen in das Nebenzimmer geschossen wurde. Mit Zimmerstutzen wurde damals noch auf 12er Scheiben gezielt.
Von 1931 bis 1945 übernahm Hauptlehrer Gregor Schmid das Amt des l. Schützenmeisters. Unter seiner Leitung wurde in der damaligen „Hutfetzer-Kiesgrube“ ein Kleinkaliber-Stand mit 2 Schießbahnen errichtet. In der Sommerzeit wurde jeden Sonntagvormittag stehend, kniend und liegend (3-Stellung) auf KK-Scheiben geschossen. Aus Sparsamkeitsgründen wurden die Schußlöcher auf der Scheibe wieder überklebt. Auf diesem Schießstandplatz wurde später jährlich ein Waldfest abgehalten.
Aus einer Meldeliste von 1929 geht hervor, dass die Schützengesellschaft Teising beim Gau 17 Altötting mit 27 Schützen und l Schützin (Wirts-Resi) gemeldet war. Die Mitgliederzahl von 1936 – 1943 blieb nahezu unverändert bei 23 Schützen. 1943 musste auch in Teising – wie bei anderen Vereinen – der Schießbetrieb aufgrund des 2. Weltkriegs eingestellt werden. In diesem Wahnsinnskrieg haben auch mehrere Teisinger Schützenkameraden ihr Leben gelassen.
Der Verein nach dem Krieg
Im Jahre 1949 war es Hauptlehrer Heinrich Nuber, der den Verein wieder aufleben lies. Ab Oktober wurde mit 28 Mitgliedern und einem neu gekauften Luftgewehr der Schießbetrieb wieder aufgenommen. Alle Kleinkalibergewehre mußten nach dem Krieg abgegeben werden. Auf Anordnung der Alliierten musste auch der KK-Stand abgebrochen werden. Ebenso sind vorhandene Schriftstücke und Unterlagen abhanden gekommen.
Im Gasthaus Reiter fand nun der wöchentliche Schießabend statt. Bis die Seilzugstände eingeführt wurden, war zum Aufzeigen der Treffer ein sog. „Zieler“ erforderlich. Dieses Amt versah der uns unvergeßliche Hans Oberleitner.
1951 wurde der Schützengau Altötting wieder gegründet und 1953 trat auch die Schützengesellschaft Teising diesem wiederum bei. Von 1950 bis 1954 versah Hermann Jaitner das Amt des Schützenmeisters. Ab 1954 übernahm Hans Auer die Führung des Vereins. Im Jahre 1955 wurde der Name Schützengesellschaft Teising in „Schützenverein Reiterhof Teising“ umbenannt.
Schützenmeister
Adolf Kränzle 1920 – 1931 | Gregor Schmid 1931 – 1945 | Heinrich Nuber 1949 – 1950 | Hermann Jaitner 1950 – 1954 | Hans Auer 1954 – 1961 |
Georg Mitterer 1961 – 1963 | Hans Auer 1963 – 1971 | Xaver Thanner 1971 – 1981 | Roland Mitterer 1981 – 1988 | Heinz Färber 1988 – 1997 |
Konrad Bernhart seit 1997 |
Mit der Durchführung von vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen (Bälle/ Gartenfeste, Ausflüge, Theateraufführungen) und Vergleichsschießen mit anderen Vereinen begann eine ständige Aufwärtsentwicklung im Verein.
Die Mitgliederzahl stieg von damals 28 auf heute 162 Mitglieder an. Viele dieser geselligen Veranstaltungen haben sich bis heute erhalten und man kann hier bereits von eingeführten Traditionen sprechen. Auch bei kirchlichen Anlässen zeigen sich die Reiterhofschützen und bekennen sich öffentlich zum christlichen Glauben. In diesem Zusammenhang sei die jährliche Schützenwallfahrt nach Altötting sowie das Tragen des „Himmels“ beim Teisinger Patroziniumsfest erwähnt.
Im sportlichen Bereich hat sich wohl der größte Aufschwung ergeben. Durch ständig neue Entwicklungen bei den Präzisionsgewehren und Pistolen sowie entsprechende Weiterentwicklung bei Schießbekleidung und Trainingsmethoden sind steigende Ringzahlen bzw. Schießergebnisse die logische Folge. Mit der Einführung der Rundenwettkämpfe 1965, bei denen die Reiterhofschützen derzeit mit 3 Gewehrmannschaften, 2 Jugend- und l Pistolenmannschaft vertreten sind, wurden großteils die früher veranstalteten Vergleichs- bzw. Freundschaftsschießen abgelöst. Zwischenzeitlich hat sich der Schießsport längst zu einem Hochleistungssport, der es zu olympischen Disziplinen und zu Weltmeisterschaften gebracht hat, entwickelt. Konzentration, Reaktion und Kondition sind unabdingbar für Spitzenergebnisse. Die Einvernahme von „Zielwasser“ vor dem Schießen gehört für Leistungsschützen längst der Vergangenheit an. Dennoch bietet der Schießsport eine ideale Voraussetzung für Jung und Alt gemeinsam oder auch gegeneinander im Wettstreit anzutreten.
Diese Erkenntnis hat vor allem ab 1971 Schützenmeister Xaver Thanner erkannt und intensiv die Jugendarbeit gefördert. Seine Devise war – ein Verein ohne Jugend ist auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten.
Daß sich die Reiterhofschützen dem bayerischen Schützenwesen nicht verschlossen, beweist auch, dass sie sich 1954 auf Betreiben von Hans Auer eine Schützen-Königskette anfertigen ließen.
Als große Gönnerin erwies sich hier Resi Zehetmeier, die zahlreiche Taler spendierte. Von nun an wurde auch alle Jahre ein Schützenkönig ermittelt. 1968 wurde die Kette nochmals umgeändert und mit dem jetzigen Mittelstück versehen. Zu erwähnen wäre noch, dass im Zuge der Emanzipation 1974 erstmals mit Betty Hoferer bei den Reiterhofschützen eine Frau Schützenkönigin wurde.
1970 wurde das Herbergslokal abgerissen und wieder neu errichtet. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde von den Wirtsleuten Josef und Marianne Zehetmeier den Schützen ein Raum im Keller zur Verfügung gestellt.
In Eigenleistung wurden 7 Zugstände errichtet und Schützenmeister Auer leistete mit 2 Wandbildern seinen künstlerischen Beitrag dazu. Nach der Einweihung und dem Eröffnungsschießen fand ein Führungswechsel im Verein statt. Hans Auer wurde von Xaver Thanner abgelöst. Die Reiterhofschützen waren bei Schützenfesten und Fahnenweihen innerhalb und ausserhalb des Gaues stets fleissig vertreten. So nahm es nicht wunder, wenn der Ruf nach einer eigenen Fahne immer lauter wurde. 1974 war es dann soweit! Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Josef Bachmeier und der Patenschaft der Sportschützen Kiefering wurde am 09. Juli 1974 von Pfarrer Lempertseder die Fahne geweiht. Angefertigt wurde sie von der Fa. Miedl, Tann nach einem Entwurf von Hans Auer.
Zum Patenbitten in Kiefering am 15.12.1973 sei noch vermerkt, daß um 24 Uhr die Heimreise anzutreten war, weil am Sonntag „Auto-Fahrverbot“ angeordnet war.
Die Fahnenweihe am 09.Juli 1974 wird vielen als eindrucksvolles Erlebnis aber auch als kalter und verregneter Tag in Erinnerung sein.
1976 übernahmen die Reiterhofschützen die Patenschaft bei der Fahnenweihe der Falkenschützen Mauerberg.
1977 wurde der Schützenverein Reiterhof in das Vereinsregister eingetragen und hat seither den kleinen Namenszusatz „e-V.“ Xaver Thanner war nicht nur der Initiator der Fahnenweihe, er war es auch, der verschiedene Gauveranstaltungen nach Teising holte. So wurde 1975 der Oberbayerische Bezirksschützentag in Teising abgehalten. Ferner haben die Reiterhofschützen mehrere Gau- und Preisschießen unter seiner Anleitung durchgeführt.
Einen sehr schweren Verlust musste der Verein 1981 mit dem schnellen Tod von Schützenmeister Franz Xaver Thanner hinnehmen. Für den Xare war der Schützenverein soviel wie eine Familie. In unermüdlichem Einsatz verstand er es, gerade die Jugend für den Schießsport zu begeistern. Sein Nachfolger Roland Mitterer hatte es schwer, das Erbe Thanners anzutreten. Aber auch unter seiner Leitung fand eine stetige Aufwärtsentwicklung im Verein statt. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 1988 zurück und seither lenkt Heinz Färber die Geschicke des Vereins.
Die jährlich stattfindenden vereinsinternen Aktivitäten hinzurechnet, z.B. Faschingsbälle, Rundenwettkämpfe, Vereinsmeisterschaften, Endschießen, Schützenmahl, Maibaum aufstellen, Schützenwallfahrt, Vereinsausflüge, Königsschießen, Nikolausfeier usw. kann man erkennen wie viel Engagement von den Verantwortlichen erbracht werden muß, um den Verein gesellschaftlicher wie in sportlicher Hinsicht lebendig zu halten.
Das 75-jährige Bestehen unseres Vereins wollen wir in würdiger Weise feiern. Die Vereinsfahne wurde zu diesem Zweck von der Firma Jaeschke vollständig restauriert.
Daß wir zu diesem Fest nach altbayerischem Brauch auch nach einem „Göd“ Ausschau hielten, ist eine Selbstverständlichkeit. Nach schmerzhaftem Scheitlknien und einer Zusage von 200 Liter. Bier haben sich die Mauerberger Falkenschützen bereit erklärt, die Patenschaft zu übernehmen.
Der Schützenverein Reiterhof Teising hofft, dass alle teilnehmenden Gäste bei unserem Fest in Kameradschaft frohe und gesellige Stunden erleben werden. Mit Ihrer Teilnahme erweisen Sie den Reiterhofschützen eine große Ehre und Anerkennung für die geleistete Vereinsarbeit.
... verfasst von Georg Hoferer (25. Juli 2001)